13. Januar – Tag 31
Heute geht es weiter nach Goa – wobei ich zugeben muss, dass ich an diesem Punkt meiner Reiseplanung etwas geschludert habe. Ich komme heute Abend zwar am Dabolim Airport in der Nähe von Vasco da Gama (so heißt diese Stadt wirklich) an, aber so ganz ist mir noch nicht klar, wohin es dann gehen soll.
Ansonsten muss ich noch mal ein ordentliches Lob für mein Hotel und seine wirklich überaus hilfsbereite und freundliche Belegschaft aussprechen! Obwohl man sich hier nicht im Haupt-Touristen-Quartier von Kochi befindet (oder vielleicht gerade deshalb), ist der Service absolut überdurchschnittlich! Auf meiner gesamten Tour habe ich nur wenige Hotels erlebt, in denen wirklich alles so stimmig war. Und das für diesen guten Preis! Also noch einmal Danke dem Team vom Biju’s Tourist Home!
Um 10:40 Uhr holt mich das Taxi ab. Für den Weg zum Flughafen möchte der Fahrer stolze 900 Rs.! Aber das ist eben mal wieder die Geschichte mit der Verhältnismäßigkeit, die in Indien so hin und wieder einfach nicht stimmt. Aber was bleibt mir anderes übrig als gute Mine zum „bösen“ Spiel zu machen?
Nach gut einer Stunde Fahrt kommen wir am Flughafen an und ich erfahre am Air India-Schalter direkt die erste Hiobsbotschaft des Tages: Der Flug nach Bengalore sei verspätet… aber nach einer kurzen Überprüfung sagt mir der Mann hinter dem Tresen, dass die Maschine um 17:00 Uhr in Bengalore ankommen soll – also voraussichtlich. Den Anschlussflug nach Goa um 17:45 Uhr könnte ich somit also noch erreichen. Und mein Gepäck würde er auch direkt nach Goa einchecken!
Das wird ja heiter… warum kann nicht mal einfach alles glatt laufen? Naja, irgendwie tut es das am Ende dann ja auch immer… aber diese kleinen Hürden unterwegs auf dem Weg – auf die könnte ich auch gut verzichten! Aber verbuchen wir das einfach alles mal unter der Kategorie „Nervenkitzel“!
Dann direkt die zweite Hiobsbotschaft: Meine Tasche sei zu schwer… auf Inlandsflügen sind nur 15 kg Gepäck zulässig – mein Rucksack wiegt aber 20 kg! Das Übergepäck bittet er mich freundlichst am Air India-Schalter in der Haupthalle nachzubezahlen. Er würde auch nur 3 kg aufschreiben – immerhin etwas… denn ein Kilo kostet 250 Rs.! Und da ich ja zwei Flüge gebucht habe (wir erinnern uns: Von Kochi nach Bengalore und von dort weiter nach Goa) darf ich die Gebühr auch direkt freundlicherweise zweimal entrichten!
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich heute nur mit vollen Händen mein Geld verteile – und alle anderen ordentlich die Hand aufhalten.
Nachdem ich das Übergepäck schlussendlich bezahlt habe, händigt mir der freundliche Herr meine Bordkarten aus… und bittet mich in der Nähe des Schalters Platz zu nehmen und zu warten – auf was da auch immer noch kommen möge!
Wenig später erscheint dann ein anderer Mitarbeiter von Air India und erklärt, wir würden jetzt zu einem Hotel fahren. A-ha! Zusammen mit den anderen Passagieren des Fluges verlasse ich also wieder das Flughafengebäude und wir fahren mit einem Minibus zu einem benachbarten Hotel, wo man uns ein Mittagessen spendiert… und ich noch kurz ein Posting für den Blog abschicken kann.
Um 14:10 Uhr geht es dann wieder zurück zum Flughafen und ich begebe mich durch die Sicherheitskontrolle. Dann heißt es erst mal wieder: Warten! Aber bei Air India ist heute wohl generell „der Wurm drin“ – denn alle Flüge von denen sind verspätet.
Ich hatte mich zwischenzeitlich auch schon gewundert, warum wir nur so wenige Passagiere im Hotel beim Mittagessen waren… aber dieser Tag wird noch weitere Überraschungen für mich bereit halten!
Nachdem um 15:50 Uhr der Aufruf zum Boarding erfolgt und wir durch das „Gate 2“ – eine simple Tür – auf das Vorfeld geführt werden, erklärt sich mir plötzlich einiges! Denn da draußen steht in gut 200 Metern Entfernung eine ATR 42, ein zweimotoriges Turbo-Prop-Flugzeug für ungefähr 45 Passagiere! Und das ist nunmal die einzige Air India-Maschine weit und breit – folglich also unser Flugzeug! Ich weiß nicht, wann ich zum letzten Mal mit so einem Vogel geflogen bin – wahrscheinlich 2006 in Vietnam.
Aber ich liebe ja das Fliegen generell – wie ihr wissen solltet – und so ein Flugzeug, welches etwas niedriger und langsamer als die üblichen Airbusse und Boeings fliegt, ist für mich natürlich eine ganz besondere Freude! Alleine schon der surrende Klang der Propeller beim Start – einfach fantastisch! Ein wirkliches Geschenk für mich!
Um 16:05 Uhr heben wir ab – für einen Flug von 1 Stunde – und setzen relativ pünktlich dann in Bangalore auf.
Aber jetzt geht der ganze Sicherheitswahnsinn wieder von vorne los – klar, denn bei einem Inlandsflug gibt es hier zumindest keinen Transitbereich! … und wir sind in Indien! Mehr muss ich wohl nicht dazu sagen!
Obwohl mein Handgepäck in Kochi anstandslos durch die Kontrolle gekommen ist, scheitere ich hier auf ganzer Linie! Ich darf meinen Rucksack öffnen und auch meine Souvenir-Tasche ausräumen… und währenddessen tickt die Uhr! Mittlerweile ist es 17:45 Uhr – eigentlich wäre JETZT der Abflug!
Zum Glück bin ich nicht der einzige, der sich diesen kühnen Plan hat einfallen lassen über Bangalore nach Goa zu fliegen und so führt uns ein Air India-Mitarbeiter wie seine persönliche „Schaafherde“ durch den Flughafen – immer in Richtung Gate 17.
Ich glaube, es ist ungefähr 17:50 Uhr als wir das Gate erreichen… dieses Mal ist es nicht nur eine banale Tür sondern alles ist so, wie man es gewöhnlich auch von anderen Flughäfen her kennt. Wir laufen den langen Korridor entlang – diesen „Schlauch“ zum Flugzeug – bis zu einer erneuten SICHERHEITSKONTROLLE! Ich fasse es nicht! Und ich darf schon wieder meinen Rucksack öffnen… immerhin kann ich das Flugzeug schon sehen – und das gibt mir zumindest die Hoffnung, dass sie schon nicht ohne mich abfliegen werden.
Tun sie auch nicht! Ich betrete den Airbus A319 und finde meinen Platz in Reihe 9… und der Herr am Check-In hat es mal wieder gut gemeint mit mir. Denn ich sitze am Notausgang und hier ist ja bekanntlicherweise der Sitzabstand größer. Aber wahrscheinlich ist diese Reihe für Inder ohnehin gar nicht so etwas besonderes – ist doch ohnehin hier fast jeder mindestens einen Kopf kleiner als ich. Und somit kennen die das Problem gar nicht, dass man nach so einem Flug einen Knoten in den Beinen hat!
Um 19:00 Uhr landen wir auf dem Dabolim Airport im Bundesstaat Goa… und ich darf zum ersten Mal in meinem Leben beim Aussteigen meine Boardingkarte noch einmal vorzeigen… das ist dann wahrscheinlich eine sogenannte De-Bordingkarte! Der allgemeine Kontrollwahn halt! Ob ich allerdings ohne dieses wichtige Dokument im Flugzeug hätte bleiben müssen? … keine Ahnung – aber: Everything is possible in India!
Um 19:50 Uhr sitze ich im Taxi – mein Gepäck hat übrigens den gleichen Weg genommen wie ich – und fahre nach Benaulim. Diesen kleinen Ort an der Küste habe ich mir für Goa ausgesucht, weil es nicht ganz so touristisch ist wie viele andere Orte hier… und es liegt – meiner subjektiven Meinung nach zumindest – ganz günstig für die weitere Reise nach Hampi.
Auffällig auf den Straßen hier ist eine gewisse Entspanntheit – es wird wahrnehmbar weniger gehupt, die Fahrbahnen sind in einem ziemlich guten Zustand, es gibt sogar Fahrbahnmarkierungen und Laternen beleuchten auch außerorts den Weg. Für indische Verhältnisse alles ganz „sortiert“ also.
Wir fahren rund 40 Minuten und erreichen dann – in der Mitte von nirgendwo – das Guesthouse Goa Heaven. Ich hatte bereits morgens schon hier angerufen, um zu klären, ob sie noch ein Zimmer für mich haben – und somit weiß ich zwar nicht, worauf ich mich da einlasse, aber dass da zumindest ein Bett für mich bereitsteht.
Aber alles ist gut! Das Hotel wird von einem keralisch-schweizerischen Paar geführt – und die schweizerischen Einflüsse sind unübersehbar. Ein echter Traum von einer Unterkunft! Es scheint auch eine große Gruppe von Stammgästen zu geben – alle schon im Pensionsalter – die hier den Winter verbringen. Denn man empfängt mich – in großer Runde am Tisch zusammensitzend bei Bier und Wein – im Eingangsbereich, einer Art offenen Pavillon. Und man spricht Deutsch – Schweizerdeutsch! Little Switzerland eben!
Namaste! … wo immer ihr auch gerade seid!